Snoopy ist ein Projekt, das von mir und Alberto Finelli im Sommer 2017 geplant und umgesetzt wurde. Die Grundstruktur eines Labyrinths wurde in weißen Porenbetonsteinen auf dem Ludwigsplatz installiert. Die Wege des Labyrinths sind jeweils 11,5 Zentimeter hoch und 20 Zentimeter breit.

Der Ort als solcher bildet ein Konglomerat aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten. Platziert zwischen der Hochschule der Bildenden Künste Saar, der evangelischen Ludwigskirche, der französischen Botschaft und dem Regierungssitz des Saarlandes treffen hier Kulturinteressierte, Studenten und Passanten aufeinander. Wenn die Gäste der Kult-Gaststätte Fürst Ludwig, die bei einem kleinen Weizen und Salat mit Snoppy in visuelle Interaktion treten oder die Passanten, die im Vorbeilaufen einen Fuß auf die Installation setzen, wirft die Arbeit eine Assoziationskette in den Köpfen der Leute in Gang.

Snoopy ist eine Reaktion. Die weißen Steine erinnern an den Barock-Stil des berühmten Architekten Friedrich Joachim Stengel, der den Platz, die Kirche und auch die umliegenden Häuser erbaut hat. Somit nimmt Snoopy visuell die weiße Ästhetik auf, verlagert sie jedoch vom Barock in die Moderne. Die architektonische Interaktion wird durch die Position des Labyrinths gebrochen. In dem Snoopy konträr zur Struktur des Schachbrettmusters der Pflastersteine gesetzt wurde, fällt er aus der Gleichförmigkeit heraus und behauptet sich innerhalb des Platzes und setzt einen Gegenpol zu der ihm umgebenden Architektur.

Snoopy ist Kunst. Die Beschäftigung mit dem Labyrinth diente Alberto als Ausgangspunkt für seine Arbeit. Sie übersetzt die Struktur des Labyrinths der Villa Pisani in eine künstlerische Form. Somit wird das Labyrinth seinem eigentlich praktischen Nutzen – sich darin zu bewegen – enthoben. Das Labyrinth wird zu einer Skulptur transformiert, die betrachtet werden kann.

Snoopy ist Lebenspraxis. Man kann und soll darauf laufen. Damit referiert Alberto zurück zur ursprünglichen Funktion eines Labyrinths, dessen Wände teilweise eine spielerische, hauptsächlich jedoch eine existentialistische Auseinandersetzung mit der eigenen Identität zulassen. Alberto geht aber noch einen Schritt weiter. In dem er die Wände bewusst weglässt, wird der Besucher von Snoopy nicht nur dazu gebracht seine eigenen körperlichen Grenzen zu erfahren, sondern darüberhinaus seinen Blick für fehlende Elemente des Lebens zu schärfen. Er zieht den Besuchern den Boden unter den Füßen weg. Angst, Heimat- und Orientierungslosigkeit beherrschen unseren Alltag. Was bedeutet eigentlich Halt zu finden, in einer Welt, in der tradierte Werte und Normen um mich herum zusammenfallen?

Snoopy ist Prozess. Während wir Schritt für Schritt auf Snoopy gehen, bedächtig und konzentriert, fokussieren wir uns auf uns selbst und unsere eigenen Gedanken. Der Weg und unsere Lebenserfahrungen werden zum Ziel.

Snoopy ist deswegen eine Metapher, die das Leben und seinen Fortgang beschreibt. Charlie Browns Hund aus dem berühmten Comic „Die Peanuts“ ist nicht zu finden. Das einzige, was an ihn erinnert, ist sein Haus. Es bildet die Mitte des Labyrinths und somit den Zielpunkt. Fünf gestapelte Steine tragen ein spitzes dreieckiges Dach aus Pinienholz. Snoopys Abwesenheit wird zum Ausgangspunkt für die metaphysische Suche nach dem Sinn im eigenen Leben.
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